Mama Mia, Ausgabe 2/16
Für Brustkrebspatienten gibt es heute eine Vielzahl medizinischer Therapiemöglichkeiten. Für die Nebenwirkungen dieser Therapien ein fast unübersichtliches Angebot an Medikamenten. Was fehlt, ist oftmals eine unbürokratische therapeutische und psychoonkologische Begleitung, um den Frauen in einem längeren Prozess zur Seite zu stehen, wenn sie ihr seelisches Gleichgewicht durch die Diagnosemitteilung und die anschließende Operation verloren haben.
Diese seelische Not hat Rita Mergener mit ihrem Stiftungsprojekt Cape in der Kusala- Foundation aufgegriffen – an einem ruhigen, hellen Ort in Charlottenburg finden Frauen die Möglichkeit, mit sich, ihrer Seele und ihrem Körper wieder in Einklang zu kommen.
„Wir möchten Körper, Geist und Seele als Ganzes behandeln“ - das bedeutet, dass der therapeutische Ansatz von Cape ausdrücklich einer ganzheitlichen Sichtweise folgt: „In unseren Sitzungen steht nicht der erkrankte Körper, sondern die Frau in ihrer Ganzheit im Mittelpunkt. Die emotionalen, sozialen und beruflichen Beziehungen und deren Dynamiken, sowie existentielle Fragen nach dem Sinn unseres Daseins und der Erkrankung werden dabei einbezogen“, sagt Rita Mergener, Mitbegründerin der Kusala- Foundation und Projektleiterin von Cape.
Bei Cape wird ganz bewusst kein standardisierter Therapieprozess initiiert. Stattdessen wird ganz individuell darauf geachtet, was eine Frau zur Bewältigung ihrer Krise braucht. Gemeinsam gehen Therapeutin und Patientin den Fragen nach, „Wie schaffe ich es, mit der Chemo- oder Strahlentherapie umzugehen?“, „Wie entwickele ich dazu eine heilsame Haltung“, „Was kann ich selbst dazu beitragen, mir diese schwere Zeit zu erleichtern?“, „Was blockiert mich bei der Findung von Lösungen in meinem Alltag und im Leben?“, „Welche persönlichen Verstrickungen und Probleme belasten mich schon lange und erschweren mir meine Gesundung?“. Oder auch ganz einfach: „Was tut mir gut und was möchte ich wirklich? Welche Bedürfnisse habe ich in der Vergangenheit übergangen, was möchte ich jetzt?“
Frauen werden dabei unterstützt, wieder Zugang zu ihren Selbstheilungskräften zu finden und ihre persönlichen Ressourcen zu entdecken. Eine besondere Rolle kommt dabei dem Abbau von Ängsten zu, um Gefühle der Hoffnungslosigkeit kontrollierbar zu machen. Der Blick soll sich wieder weiten, damit sich das Herz für die neuen Herausforderungen öffnen kann.
Bisher finanziert sich dieses Projekt über die Kusala-Stiftung.
„Mein Mann lud mich 2008 dazu ein, mit ihm zusammen die Kusala-Foundation zu gründen. Bis heute bin ich ihm dankbar dafür“, sagt Rita Mergener. Die Stiftung nimmt sich der Förderung von Projekten in Forschung und Praxis an, die den Zusammenhang von Geist, Gesundheit und Lebensqualität aufklären und dieses Wissen in die Gesellschaft tragen. Kusala bedeutet, „das Heilsame“ in der Pali-Sprache. Eine heilsame Geisteshaltung für eine heilsame Lebensführung und das Finden neuer Lebenswege. Das ist der Stiftungs- und Projektgedanke.
Als ihre Freundin 2010 an Brustkrebs erkrankte, wurde für Rita Mergener erfahrbar, wie sehr dieser erkrankten Frau eine unterstützende, unbürokratische, heilsame Begleitung fehlte. Daraus entwickelte sich die Idee, für Brustkrebspatienten ein unkompliziertes, offenes, leicht zugängliches Angebot in ihrer Stiftung zu machen, das Frauen hilft und sie unterstützt in einer traumatischen Situation Halt zu finden, um so zu ihrer Gesundung beizutragen.
So initiierte Rita Mergener 2011 Cape, ein Projekt für an Brustkrebs erkrankte Frauen, für das die Patientinnen weder bezahlen noch eine psychiatrische Diagnose erhalten, da die Inanspruchnahme keine Krankenkassenleistung ist.
Damit schließt die Kusala-Foundation eine bestehende Lücke in der Therapieversorgung von Brustkrebspatientinnen in Deutschland. Neben der individuellen Hilfe trägt das Projekt ganz beiläufig dazu bei, dass sich ein anderes Verständnis von Brustkrebs in der Gesellschaft etablieren kann. Nicht jede Frau braucht eine langjährige Psychotherapie. Entscheidend für die individuelle Lebensqualität ist vielmehr, dass eine frühe Krankheitsverarbeitung möglich ist. Ohne Etikettierung und Bewertung.
Cape fokussiert auf die Verbindung mentaler, emotionaler und physischer Gesundheit. Nur so ist Lebensqualität möglich. Entscheidend ist auch, Heilungswege zu finden, die nicht gegen medizinische Therapien arbeiten, sondern komplementär wirken. „Das ist unser Wunsch und unsere Aufgabe“.
Den Weg zu Cape finden Frauen über Brustzentren, Frauenärzte, Beratungsstellen. Oder durch andere Frauen, die davon erzählen. Eine gute Zusammenarbeit besteht mit dem Heilhaus in Kassel und der Emanuel Klinik in Berlin.
Eine zentrale Rolle im Therapieprozess ist die Entwicklung einer tragenden und haltgebenden Beziehung zur Therapeutin. Sie ist die Basis, auf der gemeinsam die erlebte Erschütterung bearbeitet und Wege gesucht werden, um die individuelle Botschaft der Krankheit zu verstehen. In den Einzelsitzungen lernen Frauen wieder, ihre Gefühle zu spüren und ihnen Raum zu geben, ohne sich überflutet zu fühlen. Die eigene Sprache wieder zu finden, sich auszudrücken hilft, sich aus der Hilflosigkeit zu lösen.
Ziel ist, die Erkrankung zu verstehen, sie ins eigene Leben zu integrieren und anzunehmen, was ist. Letzteres ist ein wichtiger Schritt der Krankheitsverarbeitung.
Weitere Therapiebausteine bei Cape sind Yoga- und Atem-Workshops, Aura-Reinigungen und Energiearbeit, Achtsamkeits- und Meditationsübungen, sowie Bodypainting- Workshops, Workshops für berufliches Coaching, Familienaufstellung und die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe. Dies kann von den Frauen individuell entschieden werden.
Da Cape für die betroffenen Frauen kostenfrei ist, finanziert sich das Projekt ausschließlich aus Spendengeldern, die zu 100 % in das Projekt zurückfließen. Die Behandlung ist auf 25 Therapiestunden begrenzt und kann nach der Beendigung bei Cape in einem anderen therapeutischen Kontext fortgesetzt werden.
Die Organisatoren freuen sich über jede Spende, damit das Projekt erhalten und ausgebaut werden kann, um betroffene Frauen unbürokratisch zu unterstützen und zu begleiten.
Dafür dankt die Kusala-Foundation!
Weiterführende Hilfestellung und Informationen: